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1. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 90

1904 - Cöthen : Schulze
— 90 — noch in demselben Jahre drängten letztere die Franzosen über den Taunus und Westerwald. Auch Mainz, das von Pichegru eingeschlossen war, wurde befreit. Für das Jahr 1796 machte das Direktorium in Frankreich (1795—1799) gewaltige Anstrengungen. Jourdan ging wieder über den Niederrhein, während Moreau aus dem Elsaß nach Oberdeutschland eindringen sollte. Bei Wetzlar wies der Erzherzog Karl den ersteren zurück. Dem Vordringen Moreaus bis nach Bayern konnte der Erzherzog nicht Einhalt gebieten; der Franzose schloß Verträge mit Baden, Württemberg und Bayern: die Vorboten des Rheinbundes. Da schlug der Österreicher die französische Nordarmee unter Jourdan bei Arnberg und Würzburg (im August und September 1796), infolgedessen mußte auch Moreau zurück. So wurden die Lande rechts des Rheines durch österreichische Truppen von dem Erbfeinde befreit. Dadurch gewannen namentlich in Oberdeutschland die Österreicher Sympathien. Preußen erneuerte in diesem Jahre das Bündnis mit Frankreich und sicherte sich bestimmte rechtsrheinische Entschädigungen. Anders verlief der Feldzug in Oberitalien. Hier trat Napoleon Bonaparte *) an die Spitze des französischen Heeres. Er brach gänzlich mit der alten Kriegführung und Taktik. Binnen kurzem führte er das völlig entmutigte französische Heer von Genua durch die Lombardei nach Mantua. Sardinien wurde zur Abtretung von Savoyen und Nizza genötigt (April 1796). Im Februar 1797 war die österreichische Festung Mantua nach den Siegen über das Entsatzheer bei Areole und Rivoli in Napoleons Händen. Auch der Erzherzog Karl, der jetzt in Italien erschien, konnte gegen Napoleon nichts ausrichten, er wich über den Tagliamento und Jsonzo zurück. Bis Leoben, in die Nähe des Semmering, drangen bis zum April die Franzosen. Zu gleicher Zeit durchzog ein anderer Teil des französischen Heeres das Etsch- und Pustertal. So entschloß sich der Minister Thugut zum Frieden. In Leoben wurden die Vorverhandlungen gepflogen, in Campo Formio bei Udine der Friede geschlossen (1797). Österreich bekam die von Napoleon in schnödester Weise bekriegte und eroberte Republik !) Napoleon wurde 1769 (oder 1768) in Ajaccio auf Korsika geboren. Seine Vorbildung erhielt er nuf Militärschulen in Frankreich.

2. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 121

1904 - Cöthen : Schulze
— 121 — mäßigen Verpflichtungen gehindert oder beschränkt werden dürften. Die Bestimmung der Bundesakte, daß bei gewissen Fragen nicht Stimmenmehrheit, sondern Stimmeneinheit entscheiden sollte, blieb auch in der Wiener Schlußakte (Art. 13) und zwar jetzt auf Veranlassung Preußens bestehen, da dieses einen Bundesbeschluß gegen seine inzwischen begonnene Zollpolitik vermeiden wollte. Im ganzen hat die Wiener Schlußakte die Ver- fassung des Deutschen Bundes im Geiste der Bundesakte ausgestaltet; eine straffere, feste Organisation des Bundes ist auch durch sie nicht erreicht worden. Gemäß der Zusage von Teplitz hat Friedrich Wilhelm Iii. zur Berufung von Reichsständen sich niemals verstanden. Nur Provinzialstände wurden 1823x) endlich geschaffen, mit geringen Rechten und mit Bevorzugung des Herrenftandes. — Bei dieser in Deutschland zur Herrschaft gelangenden Reaktion ist es kein Wunder, daß die Deutschen ihre Blicke nach dem Auslande richteten und den Freiheitskämpfen auswärtiger Völker mit reger Teilnahme zuschauten, so den Kämpfen der Griechen (1821 bis 1829), die mit der Unabhängigkeit Griechenlands und der Erhebung Ottos von Bayern auf den griechischen Königsthron endigten. Wie in der Balkanhalbinsel, so brachen auch in den beiden anderen füdeuropäischeu Halbinseln allerlei Unruhen aus. In Neapel, in Piemont, in Spanien brachen Revolutionen aus; die Völker rangen auch hier nach Freiheit. Doch Metternich wußte auf den Kongressen zu Troppau (1820), zu Laibach (1821) und zu Verona (1822) die Niederwerfung dieser Ausstände durch das Eingreifen der Mächte der heiligen Allianz ins Werk zu fetzen. Im Deutschen Bunde errang damals Metternich über die Triasbestrebungen Württembergs einen vollständigen Sieg. Die Julirevolution in Frankreich (1830), in welcher der Bourbone Karl X. gestürzt und Louis Philipp von Orleans auf den Thron erhoben wurde, wirkte nicht nur auf Belgien, Polen und Mittelitalien, sondern auch auf die kleineren Staaten Deutschlands herüber. In Braunschweig wurde der unbeliebte Herzog Karl vertrieben, und sein Bruder Wilhelm kam zur Regierung. In Kurhessen wurde der Kurfürst Wilhelm Ii., der auch durch feine Mätreffenwirtfchaft beim Volke sich mißliebig gemacht hatte, gezwungen, die Stände zu berufen: Kurheffen bekam 1831 x) Vgl. Sz. 421a, b, c (Sz. 154 d).

3. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 128

1904 - Cöthen : Schulze
— 128 — wurde 1851 wiederaufgehoben. In Italien drang Radetzky siegreich vor; er siegte bei Custozza (Juli 48) und Novara (März 49) über Karl Albert von Sardinien; auch Venedig ergab sich. In Ungarn waren die Österreicher unter Windischgrätz zunächst im Nachteil. Kossuth ließ durch einen ungarischen Reichstag die völlige Loslösung Ungarns von der Herrschaft der Habsburger aussprechen (April 49). Mit russischer Hilfe gelang es dann den Österreichern, des Aufstandes endlich mächtig zu werden (49). — In Preußen hatte der König in einem Patent vom 18. März 1848 die anfangs für die zweite Hälfte des April in Aussicht genommene Berufung des Vereinigten Landtages auf den 2. April umgeändert, zugleich auch verheißen, das Werk der nationalen Einigung Deutschlands in die Hand zu nehmen und auch für die Versammlung eines deutschen Parlaments einzutreten. Erfreut über diese königliche Kundgebung, strömte vor dem Schlosse in Berlin eine große Volksmenge zusammen, um dem Monarchen zu danken. Revolutionäre aus dem Auslande, hauptsächlich wieder aus Frankreich und Polen, befanden sich unter der Masse. Man forderte lärmend den Abzug des Militärs aus dem Schlosse. Die Soldaten erhielten Befehl, langsam vorzugehen und die Menge zu zerstreuen. Als dabei im Gedränge zwei Soldaten aus Versehen das Gewehr losging, ohne daß dadurch jemand verletzt worden wäre, wurde die aufgeregte Masse von den Revolutionären mit fortgerissen, Barrikaden wurden errichtet, und ein greulicher Straßenkampf erfüllte die Hauptstadt bis zum frühen Morgen (19. März). Der König war aufs tiefste erschüttert. Das Militär wurde zurückgezogen, es mußte Berlin verlassen. Des Königs Bruder, Prinz Wilhelm, war gezwungen, vor der Wut des Pöbels nach England zu flüchten. Friedrich Wilhelm Iv. ritt, begleitet von seinen Ministern und den Prinzen, durch die Straßen der Stadt, eine Binde mit schwarz-weiß-goldenen Farben um den Arm; eine Proklamation verkündigte, der König werde sich an die Spitze Deutschlands stellen, Preußen gehe fortan in Deutschland auf. Als die Leichen der Barrikadenhelden beerdigt werden sollten, ging der Zug am Schlosse vorüber, und der König mußte unbedeckten Hauptes demselben zusehen. Den Eindruck dieser bösen Tage hat Friedrich Wilhelm niemals ganz überwunden. Der Aufstand in Berlin verleitete auch den polnischen Adel und die von diesem abhängigen Beamten und Bauern wieder einmal zu einer Revolution.

4. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 45

1904 - Cöthen : Schulze
— 45 — kirchenpolitischer Beziehung ist die Toleranz des Kurfürsten zu rühmen; er war der erste wahrhaft tolerante Fürst in Europa. Er verbot den Lutheranern und Kalvinisten, sich gegenseitig zu verketzern. Der lutherische Paul Gerhardt weigerte sich, einen dahin gehenden Revers zu unterschreiben, so mußte er seine Stelle verlassen (1666). Als Ludwig Xiv. von Frankreich (1685) das Edikt von Nantes, das Heinrich Iv. (1598) als ein beständiges und unwiderrufliches den Hugenotten gegeben, aushob, öffnete der große Kurfürst zum Segen seines eigenen Staates den französischen________ Emigranten seine Lande. — Kaiser Ferdinand Iii. gelang es, im Jahre 1653 die Wähler und seines Sohnes Ferdinand Iv. zum römischen Könige durchzusetzen;^,Ege doch dieser starb ein Jahr darauf. Die Erhebung seines jüngeren, <1664)-zum geistlichen Stande bestimmten Sohnes Leopold konnte der Kaiser nicht mehr erreichen. Unter den Bewerbern um die deutsche Kaiserkrone trat auch Ludwig Xiv. auf; als seine Wahl als undurchführbar sich erwies, unterstützte Frankreich einen bayrischen Prinzen. Rheinische Fürsten traten anfangs für die Wahl des französischen Königs ein; doch Brandenburg und Sachsen waren auf seiten Habsburgs, ihnen gelang es, die Entscheidung für Leopold I. (Juli 1658) herbeizuführen. Leopolds I. Wahlkapitulation 8f0$br L war ganz besonders voll von beschränkenden Bestimmungen. Wenige^1658-1705)-Tage nach seiner Wahl bildete sich der Rheinbund, ein Bund deutscher, namentlich rheinischer, an Frankreich sich anlehnender Reichsstände, die auch schon vorher zu Sonderbündnissen sich zusammengetan. Derselbe stellte sich die Aufgabe, den Kaiser Leopold zur Jnnehaltung seiner Kapitulation und zur Aufrechterhaltung des westfälischen Friedens zu nötigen. Bis 1668 hat er bestanden. — Nach dem westfälischen Frieden wurden wieder öfters Reichstage berufen; hatte ja doch auch der Frieden dem zukünftigen Reichstage eine Anzahl schwebender Fragen zugeschoben. Als im Jahre 1663 eine hauptsächlich wegen der Türkengefahr berufene Reichsversammlung mit ihren Geschäften nicht zu Ende kam, entwickelte sich .aus diesem Regensburger Reichstage die permanente Gesandtenversammlung. Im Jahre 1663 drang der türkische Großvezier Achmed Köprili in Ungarn ein. Die Ungarn kamen in eine doppelte Gefahr, da auch Leopold I. die Unterdrückung ihrer Selbständig-

5. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 47

1904 - Cöthen : Schulze
— 47 — Kurfürst von Brandenburg erkannte die Gefahr, die ein Sieg der Franzosen über die Niederlande auch für Deutschland im Gefolge haben würde, schloß im Mai 1672 ein Bündnis mit dem bedrohten Holland und wirkte auch auf den Kaiser im Interesse der Niederländer ein. In kurzer Zeit nahmen Ludwigs Generale das schlecht verteidigte Land ein. Kölnische und Lütlichsche Soldaten besetzten Over-Issel. Es kam in Holland zu einer Revolution, in der die aristokratische Partei gestürzt (die Gebrüder de Witt wurden ermordet) und die republikanische Partei ans Ruder kam, von der Wilhelm Hi. von Oranien zum Statthalter erhoben wurde. Dieser rettete Amsterdam. Friedrich Wilhelms Feldzug am Niederrhein, der von den Österreichern unter Montecuccoli nicht recht unterstützt wurde, brachte ihn selber schließlich in solche Not, daß er im Juni 1673 im Frieden von Vossem aus dem Kriege ausschied; für den Fall eines Reichskrieges behielt er sich seine Beteiligung am Kriege ausdrücklich vor; seine rheinischen, von den Franzosen besetzten Festungen bekam er zurück. Ludwigs Übermut gegen das Reich trieb dann aber in der Folge den Kaiser Leopold zu einem tatkräftigeren Handeln. Er schloß mit Dänemark, Holland, Lothringen, (das Ludwig schon im Sommer 1670 besetzt hatte), Spanien und Kursachsen Bündnisse gegen Frankreich. Durch glückliche Unternehmungen de Ruyters gegen England, durch ein siegreiches Vordringen Montecuccolis, der sich mit Wilhelm Iii. gegen Bonn, die Residenz des Kurfürsten von Köln, vereinigt hatte, nachdem er Turenne ins Elsaß zurückgedrängt, wurden die Franzosen zum Verlassen der Niederlande gezwungen. Die Lage Frankreichs verschlechterte sich auch dadurch, daß England (Februar 1674) aus dem Kriege ausschied, ebenso Münster und Köln. Im Mai 1674 erklärte das Reich den Krieg an Frankreich, was jedoch nicht hinderte, daß noch immer einige Reichsstände, so Bayern und Hannover, bei der Partei des Reichsfeindes blieben; und der Kurfürst Friedrich Wilhelm trat wieder auf den Kampfplatz. Trotzdem waren die Unternehmungen am Oberrhein für die Verbündeten wenig glücklich. Bei Sinsheim in Baden wurden die Kaiserlichen von Turenne besiegt (Juni 1674). Die Schlacht bei Seness in Belgien (August 74) zwischen Conde und Wilhelm Iii. war unentschieden. Als der Kurfürst am Oberrhein erschien, wurden die Franzosen über den Fluß zurückgedrängt, doch kam es infolge der

6. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 50

1904 - Cöthen : Schulze
— 50 — **£?*■ Bald nach dem Nimweger Friedensschluß setzte Ludwig Xiv. seine Räubereien fort. Er bestellte in Metz (für Lothringen), in Befanoon (für die Franche Comte) und in Breisach (für Elsaß) Gerichtskammern, die untersuchen sollten, welche Gebietsstücke jemals von den in den letzten Jahrzehnten von Frankreich gemachten Eroberungen abhängig gewesen wären. Die von diesen Reunionskammern nachgewiesenen Gebiete wurden dann dem französischen Staate einverleibt (1680). Es war ein Rechtsbruch ohne Gleichen, durch den nicht nur das Reich und deutsche Reichsstände in ihrem Besitz und Recht geschädigt wurden. Das Unerhörteste jedoch war es, daß Ludwig auch Straßburg mitten im Frieden wegzunehmen wagte. Am 30. September 1681 ergab sich die einst so deutsche Stadt, verraten von einem Teile seines Rates und Domkapitels, nicht unterstützt durch das wehrlose Reich, gezwungen durch das vor seinen im Verfall begriffenen Mauern liegende französische Heer. Der Bischof Franz Egon von Fürstenberg begrüßte den französischen König am Eingänge des Münsters als den Heiland, den Gott zur Erleuchtung der Heiden gesandt (Luc. 2, 29 ff). Der Münster wurde wieder katholisch. Wohl bildeten sich nach solchen Vergewaltigungen allerlei Bündnisse deutscher Reichsstände unter einander und mit dem Kaiser gegen Frankreich. Doch hinderte die Türkennot und besonders auch des großen Kurfürsten Verhalten jedes geschlossene Vorgehen. Bald nach dem Frieden von St. Germain en Laye hatte dieser im Unmute gegen den Kaiser ein Bündnis mit Frankreich geschlossen (Oktober 1679), wobei er das Versprechen gegeben, bei der nächsten Kaiferwahl dem französischen Bewerber seine Stimme zu geben; auch bezog er, wie manch anderer Reichsstand, Jahrgelder von Frankreich; im Anfange der achtziger Jahre wurden ähnliche brandenburgifch - französische Verträge geschlossen. So nahm denn auch der deutscheste der damaligen Fürsten in einer Zeit, da Ludwigs Xiv. Übermut feinen Höhepunkt erreichte, eine undeutsche politische Haltung ein. Daß dem Kurfürsten die schlesischen Herzogtümer Siegnitz, Brieg und Wohlau, auf die er auf Grund alter, im Jahre 1537 geschlossener Erbverträge Anspruch erhob, und das Fürstentum Jägerndorf vom Kaiser vorenthalten wurde, konnte den Riß zwischen Wien und Berlin nur noch vertiefen. So erklärt sich der wenig ehrenvolle Beschluß des Regensburger Reichstages (August 1684), Ludwig Xiv. alle bis

7. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 53

1904 - Cöthen : Schulze
— 53 — Reich an: Straßburg bleibt französisch; Freiburg und Breisach werden wieder österreichisch; Philippsburg und Kehl werden an das Reich abgetreten; die Reunionen gibt Ludwig zurück; pfälzisches Gebiet kommt nicht an Frankreich; auch Lothringen fällt seinem rechtmäßigen Besitzer zu. Die Ryswicker Klausel, an deren Zustandekommen die jetzt (nach 1685) katholische Kurpsalz (Pfalz-Neuburg) stark beteiligt ist, sichert den durch die Reunionen eine Zeit lang unter französischer Herrschaft befindlichen katholischen Untertanen ihren Glauben; dem Protestantismus geschah durch diese Klausel kein geringer Abbruch. Ludwig Xiv. war zum ersten Male vor seinen Gegnern zurückgewichen. Zu gleicher Zeit nahmen auch die Türkenkriege ein für Habsburg günstiges Ende. Das ganze achte Jahrzehnt hindurchm-nr^ hatte Leopold I. mit ungarischen Aufständen zu tun, die um so gefährlicher waren, als die Aufständischen sich mit Siebenbürgen, Polen und Frankreich verbunden hatten. Ganz besonders flammte der Aufruhr auf, als Emmerich Tököly an die Spitze trat und sich mit dem Sultan (April 1682) verband, der ihn zum Fürsten von Ungarn machte. Der Großvezier Kara Mustapha hatte mit den Polen und Russen unglückliche Kriege geführt und hoffte nun auf Siege in einem Kampfe mit den Habsburgern. Gewaltige Schwärme führte er heran. Der Kaiser fand Bundesgenossen im Papste, in den Polen, beim Reiche. Ludwig Xiv. stand in einem geheimen Bündnisse mit den Türken. Im Juli 1683 erschienen die Türken vor Wien. Der Kaiser hatte kurz vorher die Stadt verlassen. Rüdiger von Starhemberg verteidigte sie zwei Monate hindurch heldenmütig. Im Augenblick der höchsten Not kamen die Heere der Verbündeten heran: Karl von Lothringen, der soeben Tököly bei Preßburg besiegt und sich sodann mit den Polen vereinigt hatte, mit den kaiserlichen Truppen; Kreistruppen aus Franken und Schwaben; Max Emanuel von Bayern mit loooo Bayern; Johann Georg Iii. von Sachsen mit einer gleichen Anzahl Sachsen; Johann Sobiesky von Polen mit polnischen Truppen. Brandenburgische Hilfe hatte Leopold ausgeschlagen; doch stießen nach der Schlacht bei Wien an 1000 Brandenburger zum Heere Sobieskys. Diese vereinten, an Zahl hinter den türkischen Schwärmen noch weit zurückstehenden Truppen bezwangen am 12. September 1683 am Kahlenberge den

8. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 54

1904 - Cöthen : Schulze
— 54 — Feind. Von nun an begann Leopold L den Angriffskrieg. Die „heilige Liga" zwischen dem Papste, Venedig, Polen und dem Kaiser beschloß, die Türken nicht bloß an der Donau anzugreifen. Im Jahre 1686 fiel Ofen, hier kämpften auch Brandenburger urti> Sachsen. Das Blutbad von Eperies (1687) räumte unter dem ungarischen Adel auf; doch suchte unmittelbar darauf Österreich durch politische und religiöse Zugeständnisse die Ungarn zu versöhnen, während ein ungarischer Reichstag (1688) sich für das erbliche Regiment der Habsburger in Ungarn erklärte. In demselben Jahre trat auch Siebenbürgen unter österreichische Oberhoheit. Max Emanuel von Bayern nahm im gleichen Jahre Belgrad. Deutsche Truppen drangen (1688 und 1689) bis tief nach Serbien hinein. Dann kam noch einmal ein Rückschlag. Die Türken gewannen (1690) das wichtige Belgrad wieder. Mit Mühe wurden sie das Jahr darauf bei Salankemen bei Belgrad von Ludwig von Baden zurückgehalten. Nach einer lässigeren Kriegsführung auch von feiten der Kaiserlichen, die von 1695—1697 von Friedrich August (dem Starken) von Sachsen befehligt wurden, drohte ein erneuter Ansturm der Türken die Eroberungen rückgängig zu machen; doch der tapfere und geniale Prinz Eugen von Savoyen griff sie bei Zenta an der Theiß in dem Augenblicke an, da ein Teil derselben schon über den Fluß gegangen war. Der Sieg war entscheidend. Der Friede von Karlowitz (1699) machte die Österreicher zu Herren von Siebenbürgen, Ungarn und Slavonien; nur das Banat blieb noch türkisch. Auch Polen und Venedig bekamen ansehnliche Gebiete. Österreich wuchs durch diese Erfolge zu einer europäischen Großmacht heran; je mehr es freilich den Schwerpunkt seiner Politik nach dem Osten verlegte, desto mehr wuchs es aus Deutschland heraus. ume Erb- Roch einmal wurde Kaiser Leopold I. in einen Krieg mit . 1701-1714 »Frankreich verwickelt, in den spanischen Erbfolge krieg (1701 bis 1714). Der schon lange erwartete Tod Karls Ii. von Spanien, des letzten Regenten der spanisch-habsburgischen Linie, trat endlich am 1. November 1700 ein, und damit wurde eine Erbschaft von gewaltigem Umfange frei: außer Spanien halb Italien, die spanischen Niederlande und der große Kolonialbesitz. Kein Wunder, daß Gesamteuropa um des europäischen Gleichgewichts willen ein Interesse an der Frage hatte, was aus dem Erbe werden sollte. Die

9. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 7

1904 - Cöthen : Schulze
— 7 — 1534 dem vertriebenen Herzog Ulrich zurückgegeben, der dann sofort sein Land evangelisch machte. Der schwäbische Bund hatte den Herzog verdrängt, als dieser die Reichsstadt Reutlingen überfallen und seiner Herrschaft unterworfen hatte. Um die Kriegskosten aufzubringen, hatte der Bund das eroberte Herzogtum Karl V. übergeben; auf dem Reichstage zu Worms war dann Ferdinand mit Württemberg belehnt worden. Auf Philipp von Hessen besonders gestützt, hatte Ulrich bei Laufen am Neckar die Habsburger besiegt (1534); nun kehrte er zurück und führte die Reformation ein. Der schmalkaldische Bund wurde im Jahre 1535 bis zum Jahre 1547 verlängert; neue Mitglieder traten demselben bei. Nach dem Tode Herzog Georgs wurde auch das alber-tiuische Sachsen evangelisch (1539). In demselben Jahre bekannte sich der Kurfürst Joachim Ii. von Brandenburg zur lutherischen Lehrender Gottesdienst behielt hier katholische Formen, auch trat Brandenburg dem schmalkaldener Bündnis nicht bei. Auch in Braunschweig-Calenberg, in Mecklenburg, im Erzsttst Magdeburg siegte das Evangelium. Es war sogar Aussicht vorhanden, daß Kurköln evangelisch wurde: der Erzbischof Hermann von Wied begann aus innerster Überzeugung den Übergang anzubahnen. Ebenso neigte der Herzog von Kleve zur neuen Lehre. Er stand mit dem Kaiser auf gespanntem Fuße des benachbarten Gelderns wegen, das er in Besitz genommen, das ihm aber jener nicht lassen wollte. Einen Sieg errang der Protestantismus im Herzogtum Heinrichs von Braunschweig. Dieser hatte die Reichsacht an Goslar vollziehen wollen, da wurde er vom schmalkaldischen Bunde aus seinem Lande vertrieben, und die Reformation fand nun Eingang. Auch die Pfalz wurde 1545 evangelisch. — Den Kais er beschäftigten inzwischen mancherlei auswärtige Unternehmungen. Sein Zug nach Tunis (1535) war von Erfolg gekrönt; er konnte den Usurpator verdrängen und das Land seinem ehemaligen Besitzer zurückgeben. In den Jahren 1536—1538 wurde Karl in einen neuen Krieg mit Frankreich verwickelt. Franz von Frankreich begann mit den Feindseligkeiten, weil der Kaiser nach dem Tode Franz Ssorzas den Sohn des französischen Königs mit Mailand zu belehnen sich weigerte. Die Franzosen waren in diesem Kriege mit den Türken verbündet. Karls Unternehmungen in Frankreich waren wenig glücklich; es kam zu einem zehnjährigen Waffenstillstände, ohne merkliche territoriale Veränderungen. In Deutschland entstand mit des Kaisers Zustimmung als Gegenbündnis gegen

10. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 87

1904 - Cöthen : Schulze
— 87 — Entschädigung für dieselben. Die legislaüve Versammlung in Frankreich (1791—1792) verweigerte schließlich eine bestimmte Entschädigung; sie wollte durchaus den Krieg, in der Hoffnung, daß das französische Volk durch kriegerische Erfolge sich leichter zu der von jener geplanten Republik gewinnen lassen würde. Um den Franzosen jeden Anlaß zum Kriege zu nehmen, wurde ihrem Verlangen, den Emigranten den Aufenthalt an der Grenze zu verbieten, nachgegeben. Jetzt forderte die französische Nationalversammlung in herausfordernder Weise, der Kaiser sollte von jeder Vereinigung gegen Frankreich abstehen. Darauf durfte dieser nicht eingehen. Er verband sich im Februar 1792 mit Preußen zu einem Schutzbündnis. Da erklärte Frankreich an Österreich den Krieg (April 1792). Inzwischen war Leopold Ii. gestorben (Ansang März), Franz Ii- ^anzn. 0 I > r (1792-1806.) wurde sein Nachfolger. Die Verbündeten waren von vornherein uneinig. Österreich nahm den alten belgisch-bayrischen Tauschplan wieder auf, auch begehrte es Ansbach und Baireuth. Preußens Minister, Haugwitz und Luchesiui, erstrebten die Erwerbung von Jülich und Berg, wofür der Pfälzer in Elsaß-Lothringen entschädigt werden sollte. Auch bezüglich des Feldzugsplaues konnte man sich nicht einigen. Der preußische Oberbefehlshaber, der Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Brauufchweig, wollte keine Verbindung mit dem österreichischen Korps; auch ging er sehr langsam zu Werke, während sein König zur Eile drängte. Ein Fehler war auch das geharnischte, unter dem Einfluffe französischer Emigranten verfaßte Kriegsmanifest vom 25. Juli, das der Braunschweiger bei seinem Einmarsch in Frankreich verbreiten ließ; dasselbe regte durch seine Drohungen nur den Patriotismus der Franzosen mächtig an. Die Preußen marschierten über Trier und Luxemburg in der Richtung auf Verdun. Die Österreicher unter Elerfait näherten sich aus dem südlichen Belgien. Verdun und Longwy wurden genommen. Dann ging der Marsch durch den Argonner Walb. Die Franzosen unter Dumouriez vereinigten sich mit dem Korps Kellermann, das bei Metz stand; doch die Pässe des Argonner Waldes wurden von den Verbündeten besetzt. Bei Valmy (20. Sept.) beschränkte sich der Herzog von Braunschweig auf eine nutzlose Kanonade; ein frischer Angriff hätte gewiß die noch ungeübte, junge, französische Armee besiegt. Unter Scheinverhandlungen zog
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